Ich habe eine Spielidee, was nun? Wie beginne ich mit der Umsetzung?
Versuche, die Grundregeln zu formulieren und einen einfachen Prototyp zu erstellen. Die Spielentwicklung ist ein rotierendes Verfahren: Das heißt, du probierst das Spiel aus, holst dir Feedback, verbesserst es, testest es wieder, verbesserst es, testest die neue Version, optimierst erneut, ...
Wie wird man Spieleautor bzw. Spieleautorin?
Das ist ganz einfach: Man entwickelt ein Spiel. Es muss nicht preisgekrönt sein, es muss nicht einmal veröffentlicht werden. Sobald du einen spielbaren Prototyp hast (der hoffentlich ziemlich einzigartig ist), bist du ein Spieleautor bzw. eine Spieleautorin.
Mit wem und wo kann ich mein Spiel testen?
Die meisten Leute testen ihr Spiel im Freundes- und Familienkreis – das ist ein guter Anfang. Aber diese Personen haben vielleicht Hemmungen, ein ehrliches Feedback zu geben. Überlege dir, welche Zielgruppe dein Spiel ansprechen soll. Dann solltest du dich nach "neutralen" Testgruppen umsehen, z. B. in Schulen und Kindergärten, Spieleclubs oder Gruppen, die sich zum Spieletesten treffen. Link zu Regionale Autor*innengruppen
Wie gehe ich mit Feedback zu meinem Spiel um?
Höre dir zunächst einfach das Feedback an und mache dir Notizen. SAZ-Mitglieder finden ein Testbericht-Formular auf unserer Webseite im Mitgliederbereich. Du kannst Fragen stellen, aber kommentiere das Feedback nicht. Negatives Feedback kann entmutigend sein, aber es ist ein Teil des Entwicklungsprozesses und besser als gar kein Feedback, denn du kannst es nutzen, um dein Spiel zu optimieren. Versuche nicht, einzelne Regeln oder Spielelemente zu rechtfertigen - das hilft deinem Spiel nicht und macht es unwahrscheinlicher, dass du in Zukunft ehrliches Feedback bekommst. Du musst nicht jeden Kommentar der Spieletester sofort umsetzen, aber wenn mehrere Leute auf dasselbe Element deines Spiels hinweisen, solltest du es wahrscheinlich überarbeiten.
Wie perfekt muss meine Spielregel sein?
Die Regeln müssen nicht perfekt aussehen, obwohl Bilder und Beispiele hilfreich sein können. Bevor das Spiel einem Verlag vorgestellt wird, müssen Personen, die das Spiel noch nie gespielt haben, in der Lage sein, es ohne Fragen zu verstehen, indem sie einfach die Regeln lesen. Du kannst (und solltest) dies testen, indem du neue Personen die Regeln lesen lässt. Dann beobachtest du sie dabei, wie sie anderen neuen Personen dein Spiel erklären, und notierst dir, welche Fragen während des Spiels auftauchen.
Was macht ein Spiel einzigartig und attraktiv?
Am wichtigsten sind die Emotionen und die Atmosphäre, die ein Spiel erzeugen kann, und alles, was das Thema lebendig werden lässt. Die Motivation zum Spielen kann sehr unterschiedlich sein. Manche mögen zum Beispiel das Rätseln, andere die Komplexität eines Wirtschaftsspiels, wieder andere den Nervenkitzel eines Strategiespiels. Ein einzigartiger Aufhänger könnte eine neue Kombination von Mechanismen sein, eine neue Verwendung eines alten Mechanismus, ein cleveres 3D-Element (besonders für Kinderspiele), etc.
Wann ist mein Spiel fertig und bereit zur Präsentation bei einem Verlag?
Das Spiel ist fertig, wenn die Testgruppen das Spiel immer wieder spielen wollen und aufhören, größere Änderungen zu fordern. Und natürlich solltest du jetzt selbst davon überzeugt sein, dass das Spiel gut ist.
Wie perfekt muss mein Prototyp sein?
Dein Prototyp muss nicht perfekt aussehen, er muss aber gut spielbar sein. Ein gutes Layout mit leicht verständlichen Symbolen ist viel wichtiger als Illustrationen, die das Thema visualisieren. Um eine Aktion oder die Funktion einer Karte schnell zu erkennen, bietet es sich an, frei verwendbare Cliparts zu nutzen. Die Beauftragung von Illustratoren und Grafikdesignern ist später Aufgabe des Verlags. Eine Ausnahme könnte sein, wenn die Illustrationen ein integraler Bestandteil der Spielmechanik sind, aber selbst dann solltest du versuchen, Geld zu sparen, indem du kostenlose Grafiken nutzt. Denn selbst wenn du dafür bezahlt hast, wird der Verlag wahrscheinlich andere Illustrationen verwenden. Allerdings ist ein gut aussehender Prototyp für einen Verlag sicherlich attraktiver als ein sehr dürftiger Prototyp.
Wo bekomme ich Material für meinen Prototyp?
Es gibt viele Quellen für Spielmaterial. Du kannst alte Spiele günstig auf Flohmärkten, in Secondhand-Läden oder bei ebay kaufen und dann ausschlachten. Oder du bestellst benötigte Komponenten auf Webseiten wie spielmaterial.de (wo du als SAZ-Mitglied einen Rabatt bekommst). Die Linksammlung auf der SAZ-Webseite listet viele weitere Quellen auf.
Wie finde ich bereits existierende Mechanismen für Spiele? Wie heißen sie?
Über Spielmechanismen gibt es Bücher (z.B. Building Blocks of Tabletop Game Design) und Internetseiten (z.B. pagat.com für Kartenspiele). Wenn dir ein bestimmtes Spiel gefällt, kannst du auch auf der Webseite boardgamegeek.com nachsehen, welche Mechanismen für dieses Spiel aufgelistet sind. Persönlichere Informationsquellen sind öffentliche Spieleabende oder Spieleläden, vor allem wenn das Personal selbst gern spielt. Wenn du dort regelmäßig hingehst, wirst du die wichtigsten Begriffe und Mechanismen beim Spielen lernen.
Welche online Ressourcen kann ich zum Spieleerfinden nutzen?
Einige nützliche Online-Tools oder Programme findest du in unserer Linksammlung. Wenn du deine Spiele online mit anderen Leuten testen willst, sind Tabletop Simulator oder Tabletopia zwei brauchbare Optionen.
Wieviele Prototypen brauche ich?
Für Spieletests ist ein Prototyp ausreichend. Wenn später mehr als ein Verlag gleichzeitig dein Spiel testen will, hast du immer noch Zeit, eine zusätzliche Kopie zu erstellen. Auch für die weitere Entwicklung könnte es hilfreich sein, ein Exemplar zu behalten.
Wie kann ich mein Spiel schützen?
In Europa reicht das (automatische) Urheberrecht aus, und die meisten Verlage sind vertrauenswürdig. Dennoch ist ein Protokoll über jede Spielpräsentation nützlich. SAZ-Mitglieder finden ein solches Protokollformular auf unserer Webseite im Mitgliederbereich. Weitere Informationen zu Schutzmaßnahmen, Urheberrecht, Patenten, Geheimhaltungsvereinbarungen, etc. findest du hier.
Wie kann ich mein Spiel auf den Markt bringen?
Es gibt verschiedene Ansätze: Die meisten Spieleautorinnen und Spieleautoren gehen über einen Verlag. Ein Verlag kümmert sich um die Weiterentwicklung, die Illustrationen, die Produktion, das Marketing und den Vertrieb des Spiels, und du bekommst für jedes verkaufte Spiel eine Lizenzgebühr. Anstatt selbst nach Verlagen zu suchen, kannst du auch den Service einer Spieleagentur in Anspruch nehmen, die viele Kontakte und die Erfahrung hat, um den richtigen Verlag für dein Spiel zu finden. Allerdings nimmt die Agentur im Erfolgsfall einen Anteil von meist 40% der späteren Lizenzgebühren.
Du kannst aber auch selbst veröffentlichen. Dann kannst du alles selbst bestimmen und hast vielleicht eine höhere Gewinnspanne pro Spiel, aber du musst auch für die Produktion und das Marketing bezahlen und den Vertrieb organisieren, was ein finanzielles Risiko darstellt. Crowdfunding (wie Kickstarter oder Gamefound) kann eine Möglichkeit für die Selbstveröffentlichung sein.
Wie und wo finde ich einen passenden Spieleverlag?
Schau dir das Sortiment der verschiedenen Verlage an und frage dich, in welchem Verlagsprogramm du ein Spiel wie deines suchen würdest. Die meisten Verlage haben detaillierte Informationen für Spieleautorinnen und Spieleautoren auf ihren Webseiten, einige auch in den Verlagsprofilen auf der SAZ-Webseite.
Sollte ich Prototypen einfach direkt an Verlage schicken?
Sende Prototypen nur auf Anfrage eines Verlags – niemals ohne. Für den ersten Kontakt reicht eine One-Pager-Präsentation aus. Wenn der Verlag interessiert ist, wird er weitere Informationen oder einen Prototyp anfordern.
Wie kann ich am besten einen Verlag ansprechen?
Normalerweise schreibt man zuerst eine E-Mail und schickt nur ein Präsentationsblatt. Dieses sollte die Grunddaten des Spiels, die Kernidee, das Besondere des Spiels sowie eine kurze Materialübersicht enthalten. Ein zusätzliches Bild oder Skizzen helfen, einen optischen Eindruck zu bekommen. Eine andere Möglichkeit ist, ein kurzes Video (nicht länger als 5 Minuten) zu drehen, zu dem du den Link in der E-Mail schickst. Wenn der Verlag interessiert ist, wird er auf dich zurückkommen. Er wird dann um die Zusendung eines Prototyps und/oder der Regeln, einen Videoanruf oder ein persönliches Treffen auf einer Spieleveranstaltung bitten.
Wie kann ich mein Spiel präsentieren?
Konzentriere dich auf die wichtigsten Elemente und fasse dich kurz. Du hast nur ein paar Minuten Zeit, um dein Gegenüber neugierig zu machen. Wenn sie oder er interessiert ist, könnt ihr ein paar Runden oder sogar das ganze Spiel spielen, je nachdem, wie viel Zeit zur Verfügung steht. Es gibt auch ein Tutorium der SAZ vor dem jährlichen Spieleautor*innen-Treffen in Göttingen.
Welche Rechte habe ich gegenüber einem Verlag?
Der Vertrag mit einem Verlag enthält Rechte und Pflichten für beide Seiten. Im Vertrag sollte festgehalten sein, dass der Verlag dein Spiel bis zu einer bestimmten Frist veröffentlichen muss, in welcher Höhe und für welche Nutzungen er dir Lizenzgebühren zahlt und dass dein Name auf der Schachtel und in den Spielregeln stehen muss. Außerdem sollte er dich um Erlaubnis fragen, bevor er Änderungen an deinen Spielregeln vornimmt. Siehe auch unseren Muster-Lizenzvertrag und unser Positionspapier zur Mitsprache von Spieleautor*innen.
Wie viel Geld verdiene ich mit meinem Spiel?
Kündige nicht gleich deinen Job, denn mit den meisten Spielen lässt sich nicht viel Geld verdienen. Wenn ein Verlag dein Spiel veröffentlicht, bekommst du meistens 6-10% des Nettoumsatzes (etwa die Hälfte des Ladenpreises). Zu diesem Punkt haben wir für SAZ-Mitglieder haben wir einen Spiegel der Lizenzgebühren und Vertragsbedingungen mit vielen weiteren Details. Wenn du selbst veröffentlichst, hast du natürlich eine höhere Gewinnspanne, aber du musst in Vorleistung gehen, um das Spiel zu produzieren und zu lagern. Außerdem gehst du ein hohes Risiko ein, mangels Vertrieb auf den Spielen sitzen zu bleiben.
Was bringt mir eine Mitgliedschaft in der SAZ?
Eine Mitgliedschaft in der SAZ bietet viele Vorteile. Dazu gehören der Zugang zu einer Reihe von Publikationen, die dich in vielen Bereichen deiner Tätigkeit unterstützen und das kollektive Wissen der SAZ-Mitglieder weitergeben. Hinzu kommen ein Newsletter zu aktuellen Themen, Weiterbildungsangebote, diverse Ermäßigungen sowie Beratung zu Verträgen und den damit verbundenen Rechten. Eine vollständige Liste der Vorteile findest du hier. Der Hauptvorteil ist, dass du bei uns eine große Gemeinschaft von erfahrenen Spieleautorinnen und Spieleautoren findest, die gern hilfreiche Informationen teilen und Ratschläge geben.
Wo kann ich Spielentwicklung studieren?
Es gibt keinen eigenständigen Studiengang an Hochschulen für analoge Spiele. Beim Game-Design-Studium, das in erster Linie auf die Entwicklung digitaler Spiele abzielt, ist aber in der Regel das Entwickeln von Brettspielen Teil der Ausbildung. Allerdings gibt es andere Weiterbildungsangebote für Spieleautor*innen, z.B. die SAZ-Academy und die Fachtagung Spiele-Entwicklung in Remscheid. Auf der Webseite der SAZ findest du außerdem eine Liste mit weiterführender Literatur.
Was ist die richtige Bezeichnung: Spieleautor*in, Spieledesigner*in, Spieleerfinder*in oder Spieleentwickler*in? Welche sollte ich benutzen?
Wir bei der SAZ bevorzugen und verwenden im Deutschen den Begriff Spieleautorin bzw. Spieleautor, weil der Hauptanteil unserer kreativen Arbeit im Text der Spielregel liegt. Im Englischen kann man game designer oder game author sagen.